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Impulse für Flensburgs lebendige Innenstadt – ein Appell an die Stadtplanung

Regionales

Impulse für Flensburgs lebendige Innenstadt – ein Appell an die Stadtplanung

Vor kurzem haben wir an dieser Stelle den Stillstand und den sichtbaren Verfall der Flensburger Innenstadt thematisiert. Nun starten wir eine Serie, in der wir uns konkreten Aspekten der Stadtentwicklung widmen – mit Ideen, Impulsen und machbaren Vorschlägen. Warum? Weil auf Kritik auch konstruktive Ansätze folgen müssen. Wir wollen zum Nachdenken anregen, zur Diskussion ermutigen und vor allem: ins Handeln kommen.

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Dein Feedback ist ausdrücklich erwünscht – lasst uns bitte gemeinsam für die Stadt weiterdenken!

Die Probleme der Flensburger Innenstadt sind kein Einzelfall – viele Städte kämpfen mit sinkender Attraktivität, Leerstand und fehlender Aufenthaltsqualität. Doch diese Entwicklung ist nicht unausweichlich. Städte wie Tübingen, Leipzig oder Groningen zeigen, wie urbane Räume neu gedacht werden können. Es ist Zeit, auch in Flensburg umzudenken.

Ein Kernproblem liegt in der Verantwortungsdiffusion.

Die Innenstadt wird häufig zur Zuständigkeit anderer erklärt. Der Bürgermeister überträgt die Aufgabe wahrscheinlich zunächst an ein Innenstadtmanagement, das Stadtmarketing oder externe Partner. Doch wirkliche Veränderung braucht politische Führung, echte Priorität und eine gemeinsame Vision. Warum also nicht einen eigenen Innenstadt-Stab im Rathaus einrichten – mit klarem Mandat und Rückhalt aus der Stadtspitze?

Gefällt es den Bürgern, lebt die Stadt wieder auf.

Ebenso wichtig ist der Abschied von alten Denkweisen. Die Innenstadt darf nicht länger primär als Einkaufsort betrachtet werden. Die Zeiten, in denen Shopping allein Menschen in die Stadt lockte, sind vorbei – und das nicht erst seit der Online-Handel dominiert. Wer heute in die Stadt kommt, sucht Atmosphäre, Aufenthaltsqualität, Begegnung. Touristen schätzen den maritimen Charme, Einheimische wünschen sich urbane Lebensqualität. Erst wenn die Innenstadt für die Flensburger*innen wieder attraktiv ist, wird sie es auch für Gäste. Und dann profitieren auch wieder die Selbständigen. Vom Café-Betreiber bis zur Händlerin.

Was konkret passieren könnte – praktische Ideen für Flensburg

  1. Aufenthaltsqualität steigern
    Bequeme Sitzmöglichkeiten, schattenspendende Bäume, Trinkbrunnen, WLAN-Zonen – einfache Mittel, um Flächen wieder lebenswert zu machen.
  2. Leerstand kreativ nutzen
    Zwischennutzung für Ateliers, Pop-Up-Stores oder soziale Projekte – niedrigschwellig und gefördert. So entstehen neue Impulse ohne große Bauvorhaben.
  3. Wohnen zurück in die Stadt bringen
    Obergeschosse von Geschäftshäusern könnten zu bezahlbarem Wohnraum für Studierende oder Senior*innen umgewandelt werden – mit Leben rund um die Uhr.
  4. Mikroparks und Grünflächen schaffen
    Mini-Gärten, Hochbeete oder kleine grüne Inseln machen selbst Nebenstraßen einladend. Urban Gardening kann Beteiligung und Identifikation fördern.
  5. Kultur in den Alltag holen
    Mobile Bühnen, Straßentheater, kleine Konzerte oder Lesungen auf öffentlichen Plätzen bringen Lebendigkeit ohne große Kosten.
  6. Verkehrsberuhigung wagen
    Mehr Raum für Menschen, weniger für Autos: autofreie Zonen, sichere Radwege und gute Parkmöglichkeiten am Rand fördern neue Mobilität und Aufenthaltsqualität.
  7. Identität sichtbar machen
    Historische Bezüge, maritime Elemente, künstlerische Installationen – so wird Flensburgs Charakter greifbar und einzigartig inszeniert.
  8. Junge Zielgruppen fördern
    Die Innenstadt braucht junge Menschen, die gestalten wollen. Günstige Räume für studentisches Wohnen, Kreativwirtschaft und Kulturprojekte sind ein Schlüssel.
  9. Möglichmacher statt Verhinderer sein
    Stadtplanung muss pragmatisch, flexibel und unterstützend sein. Die Frage darf nicht heißen: „Warum geht das nicht?“, sondern: „Wie machen wir es möglich?

Flensburg muss nicht alles neu erfinden – es kann von sich selbst lernen.

Die Höfe der Roten Straße, die Norderstraße oder das Schlachthofgelände zeigen: Wenn Bürger*innen gestalten dürfen und Stadt nicht nur bremst, entstehen Orte mit Ausstrahlung. Orte, die funktionieren – wirtschaftlich, sozial und kulturell.

Es ist Zeit, diese Haltung auf die gesamte Innenstadt zu übertragen. Der Mut zur Veränderung ist kein Risiko – er ist eine Chance.

Text: Dr. C. Dewanger & M. Jürgensen
Bildquelle: Shutterstock

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