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Mindestlohnerhöhung: Entlastung für Millionen – Belastung für viele Betriebe

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Mindestlohnerhöhung: Entlastung für Millionen – Belastung für viele Betriebe

Der gesetzliche Mindestlohn soll Anfang 2026 auf 13,90 Euro steigen, Anfang 2027 dann auf 14,60 Euro. Das entspricht einem Anstieg um 13,9 Prozent in zwei Jahren – deutlich mehr als zuletzt. Für mehr als sechs Millionen Beschäftigte in Deutschland bedeutet das ein spürbares Plus auf dem Lohnzettel. Doch während sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Hoffnung auf finanzielle Entlastung machen, warnen zahlreiche Unternehmen vor neuen Belastungen.

Für viele Beschäftigte ein überfälliger Schritt

Die Lebenshaltungskosten in Deutschland sind in den vergangenen Jahren rasant & spürbar gestiegen.
Ein einfacher Wocheneinkauf für eine vierköpfige Familie kostet heute oft über 150 Euro – rund 30 Prozent mehr als noch vor nur fünf Jahren. Ein Liter Milch, der 2020 noch 80 Cent kostete, liegt inzwischen häufig bei 1,40 Euro, das Kilo Kartoffeln bei fast 2 Euro. Auch die Energiepreise bleiben hoch: Trotz Entspannung an den Märkten zahlen Haushalte im Durchschnitt über 35 Cent pro Kilowattstunde Strom.

Am deutlichsten spüren viele Menschen die Preissteigerungen jedoch bei der Miete. Für viele Beschäftigte im Niedriglohnsektor ist das kaum noch bezahlbar. Daher begrüßen Gewerkschaften die Erhöhung als wichtigen Schritt, um die Kaufkraft zu sichern und soziale Gerechtigkeit zu fördern. Besonders profitieren sollen Beschäftigte in Branchen wie Einzelhandel, Gastronomie und Landwirtschaft – und überdurchschnittlich viele Frauen, da sie häufiger in diesen Bereichen arbeiten. In Ostdeutschland dürfte die Wirkung besonders stark sein, weil dort noch mehr Menschen im Niedriglohnbereich beschäftigt sind.

Für Unternehmen eine wachsende Belastung

Für die Betriebe bedeutet der höhere Mindestlohn allerdings deutlich steigende Kosten. Neben den Löhnen selbst fallen auch höhere Sozialabgaben und Lohnnebenkosten an. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft z.B. spricht von einer „schmerzhaften Steigerung“, die gerade kleine und mittlere Unternehmen stark treffen werde. Besonders betroffen seien Gaststätten, Bäckereien, Friseursalons und Landwirtschaftsbetriebe, die ohnehin mit sinkender Nachfrage und hohen Energiepreisen kämpfen.

„Viele Betriebe stehen ohnehin mit dem Rücken zur Wand“, warnt ein Sprecher des bayerischen Handwerks. „Wenn die Personalkosten weiter steigen, bleibt oft nur die Wahl zwischen Preiserhöhungen oder Personalabbau.“ Für Gastronomen stellt sich dann die Frage, wie häufig man den Preis des Schnitzels noch anheben kann, bis kaum noch jemand essen geht. Spätestens dann werden auch personelle Sparmaßnahmen folgen, bis hin zur Kündigung.

Einige Ökonomen befürchten, dass in wirtschaftlich schwachen Regionen Arbeitsplätze gefährdet sein könnten, weil sich so manche Tätigkeit für Unternehmen schlicht nicht mehr rechnet.

Weniger Netto vom Brutto

Auch wenn die Erhöhung auf dem Papier deutlich ausfällt – auf dem Konto kommt nur ein Teil davon an. Durch höhere Steuern und Sozialabgaben dürfte das Netto-Plus bei etwa nur 11 Prozent liegen. Wer verheiratet ist oder Kinder hat, kann je nach Steuerklasse etwas mehr behalten, andere wiederum kaum.

Text: M. Jürgensen
Bild: Shutterstock

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