Leben
Afghanistan: Stell dir mal vor….
Ein Kommentar aus Flensburg. Stell dir mal vor, dass in deinem Vaterland Krieg herrscht, solange du denken kannst. Stell dir vor, dass dein Vater dir Bilder aus seiner Jugend von einem wunderschönen Land zeigt, in dem gebildete Menschen leben, in dem es Universitäten und Schulen gibt, in dem es neben der atemberaubenden Landschaft auch glanzvolle Städte mit tollen Bauwerken gibt, wo freie Menschen leben, Frauen tragen, was sie möchten und sogar Touristen in Scharen kommen.
Und jetzt stell dir vor, dass Krieg ausbricht.
Erst der kalte Krieg mit Russland, wo dein Vaterland zur taktischen Marionette der Weltmächte und deren dreckigen Spielchen wird, weil es Amerika, welches in Konflikt mit den Russen war, gut passte, dass sie nicht selbst kämpfen mussten! Dann jahrelanger Bürgerkrieg und dann auch noch eine Horde wilder Tiere namens Taliban kommt, die den friedlichen Islam so verdrehen, wie es ihnen grade passt und dieses Land innerhalb kürzester Zeit ins Mittelalter zurück bombt.
Stell dir vor, dass sich dann ein Saudi Terrorist in deinem Vaterland versteckt.
Und dann Anschläge in der Welt verübt, sodass das Ansehen des Volks noch weiter in den Keller sinkt. Stell dir vor, dass deswegen dann die Amis kommen und einen weiteren Krieg anzetteln, sich dann auch noch wundern, dass die Afghanen ja kämpfen können…wo sie sie damals gegen die Russen doch selbst ausgebildet und mit Waffen versorgt haben, als es ihnen noch einen Vorteil brachte! Stell dir vor, dass du mit Afghanen nur deine netten, gastfreundlichen, zielstrebigen, fleißigen Verwandten verbindest, die halbe Welt dich aber abwertend anguckt, sobald sie erfährt, dass du Afghane bist, weil sie durch die Medien verblendet nur das Bild des primitiven Taliban Terroristen mit Bart und Kalashnikov in dir sieht.
Stell dir vor, dass du dann nach Jahren das erste Mal das Gefühl hast…
..dass es in absehbarer Zeit doch noch einmal klappen könnte, dass du dein Vaterland zum ersten Mal in Frieden besuchen kannst…ohne Angst um dein Leben zu haben. Und dann stell dir vor, wie dieses Gefühl auf ein Neues zerstört wird, weil die Taliban jetzt nach Abzug der internationalen Truppen erneut Städte erobern, Angst und Schrecken verbreiten und das Volk deines Vaterlands erneut am Boden liegt…Kinder um ihre Eltern und Eltern um ihre Kinder weinen. Stell dir vor du bist ein Mitte vierzig Jahre alter Mensch, der in Afghanistan lebt und du kennst in deinem Leben nichts als Krieg, Krieg und wieder Krieg!
Wie es scheint, kommt Allah tatsächlich nur noch zum weinen nach Afghanistan!
Text: Ferry Dicy
Bilder: Shutterstock
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