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Coronavirus: Gibt es eine Übersterblichkeit in Deutschland?
Während die ganze Welt aus der sozialen Isolation einen Blick nach draußen wagt, stellt sich die Frage: „Wo ist sie überhaupt, die tödliche Pandemie, vor der ich mich schütze?“ Schnell entsteht dabei der Eindruck, die aktuelle Gefahrenlage werde überschätzt und vom Coronavirus gehe nur eine geringe Gefahr aus. Auch die Todeszahl, die das Robert-Koch-Institut am 10. April mit 2.373 angibt, wirkt nicht erschreckend hoch.
Wie viele Grippetode gab es in den Vorjahren?
Eine sehr starke Grippewelle erlebten wir in Deutschland in der Saison 2017/2018. Wie das Ärzteblatt berichtet, starben damals rund 25.000 Menschen an dem Influenza-Virus. Eine Zahl, die nicht nur dem Anschein nach höher ist, als die bisher verzeichneten Corona-Tode. Auch wenn es nicht gleich einleuchtet: Diese Zahlen kann und darf man nicht vergleichen.
Denn einerseits beobachtet man diese Zahlen zu verschiedenen Zeitpunkten. Es ist in etwa so, als vergleiche man einen fertig befüllten Wassereimer mit einem, der gerade mit Wasser gefüllt wird. Dabei ist es logisch, dass sich in einem der Eimer weniger Wasser befindet. Andererseits beobachtet man dabei Krankheiten, zu denen es einen deutlich unterschiedlichen Forschungsstand gibt – die Grippe ist bekannt und lässt sich behandeln und man kann ihr sogar vorbeugen. Darüber hinaus ist auch die Zahl der Influenza-Toten eine Schätzung, wie die Tagesschau berichtet.
Influenza-Schwere wird anhand der Übersterblichkeit errechnet
Als Grundlage für die Berechnung wird hier die Zahl der Gesamttodesfälle in Deutschland genutzt. Von dieser wird nach der Grippewelle die Zahl der Todesfälle abgezogen, die in einem Jahr ohne Grippewelle auftraten. Das Ergebnis wird als „Übersterblichkeit“ oder „Exzess-Mortalität“ bezeichnet. Eine Kennziffer, die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie natürlich sehr spannend wäre.
Übersterblichkeit bei Corona darf noch nicht berechnet werden
Durchaus – und diese Berechnung wird es auch in Zukunft geben. Aktuell ist diese Rechnung allerdings nicht sinnvoll und zudem sehr gefährlich. Denn aus ihren Ergebnissen ließen sich Schlüsse ziehen, die womöglich zu katastrophalen Folgen führen. Es gibt schlichtweg zu viele Faktoren, die den Verlauf der angehenden Pandemie noch beeinflussen können, als dass man sie vorhersehen könnte. In diesem Kontext muss wieder darauf hingedeutet werden: Wir befinden uns noch am Anfang der Corona-Epidemie, auch wenn ihre Folgen, wirtschaftlich als auch gesellschaftlich, schon jetzt sehr real sind. Wie auch die Epidemie stehen auch diese Folgen noch am Anfang.
Im schlimmsten Falle steigt die Zahl der Corona-Infektionen exponentiell an – diese Gefahr besteht noch immer. Hierdurch würden extrem viele Menschen eine intensiv-stationäre Behandlung im Krankenhaus benötigen. Die Überlastung der Krankenhäuser würde dann zu einem massiven Wolkenbruch über unserem Wassereimer führen und dann steht schnell die ganze Küche unter Wasser. Und um diese Wahrscheinlichkeit gering zu halten, sollten wir unseren Wassereimer in unserer trockenen Küche noch ein wenig im Blick behalten, bevor wir Prognosen anstellen.
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