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Flensburgs Giftköderwarnungen und die „Fake News“

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Flensburgs Giftköderwarnungen und die „Fake News“

Giftköder in Flensburg nur „Fake-News“ – aber wie schlimm ist das eigentlich?

Das Flensburger Tagesblatt berichtet im Februar 2020 über Falschmeldungen zu Giftködern, die sich „in sozialen Netzwerken oder WhatsApp-Gruppen“ wie ein Lauffeuer verbreiten. Im Artikel geht es um Richtigstellungen, um Symptome vergifteter Hunde und um „Fake-News“. Aber sind Falschmeldungen über echte Gefahren überhaupt bedenklich, oder eine wichtige Schutzmaßnahme?

Zugegeben, als Journalisten versuchen wir stets, uns der Wahrheit möglichst nah anzunähern. Dabei geht es um Aufklärung, um Fakten, um Wahrscheinlichkeiten und um klare Berichterstattungen. Korrekt und erfreulich ist es da, dass im Flensburger Artikel vertrauenswürdige Quellen zu Wort kommen. Der Polizei Flensburg seien in letzter Zeit offenbar keine Giftattacken auf Hunde bekannt. Ein Flensburger Tierarzt stimmt dieser Aussage zu. Prima, dann können wir jetzt Feierabend machen.

Hunde gesund, Hundebesitzer besorgt

Natürlich nicht. Denn schließlich gibt es immer noch die Hundebesitzer, die Warnungen aussprechen. Und diese beruhen auf echten Ängsten, Sichtungen oder Erfahrungen. Das Flensburger Tagesblatt erwähnt einen Hundebesitzer und seinen Hund, die beim Gassigehen in Glasscherben getappt sind. Der Besitzer blieb unverletzt, sein Hund zog sich Verletzungen am Bein zu. Eine polizeiliche Untersuchung fand am Unfallort eine zerbrochene Flasche und entfernte sie daraufhin. Der Fall wurde geschlossen und der Hundebesitzer durfte seine Sorgen gegenüber dem Flensburger Tagesblatt äußern.

Kurz darauf kommt im Artikel Sandra Otte, eine Sprecherin der Polizei Flensburg, zu Wort. Diese rät allen Hundebesitzern dazu, sich an die Fakten zu halten. Halten wir uns am obigen Beispiel einmal an die Fakten:

Es gab tatsächlich Scherben, durch die ein Hund zu Schaden gekommen ist.

Dem besorgten Hundebesitzer müsse man also Recht geben. Stattdessen lenkt der Artikel unseren Fokus auf „eine erfahrene Hundeführerin der Polizei“, die den besorgten Hundebesitzern in einem Forum simple Fragen stellte. Auf „wer, was, wann, wo?“ folgte, so steht es im Artikel, „Schweigen im Walde“. Nun lenkt die Berichterstattung ihren Blick auf einen realen Fall, in dem ein Hund „drei Tütchen rosafarbenes Mäusegift“ gefressen habe. Ob diese mutwillig platziert wurden, blieb ungeklärt. Todesfälle soll es nur im Kreisgebiet gegeben haben, für Flensburg aber gebe man Entwarnung. Man solle bei Vergiftungserscheinungen keine vorzeitigen Diagnosen stellen, rät ein Flensburger Tierarzt. Stattdessen solle man einen Giftstoffnachweis einleiten. Dieser sei „nicht ganz billig“, doch der Nachweis sei immer besser als Spekulation.

Spekulation, eine bewährte Präventivmaßnahme

Ein gutes Stichwort! Denn die Spekulation gehört wohl zu den verbreitetsten Maßnahmen gegen mögliche Unglücke. Heute Morgen sah es nach Regen aus, da nahm ich mir einen Schirm mit. Eine eigene Wetterstation hätte hier Gewissheit geschaffen – aber die ist eben „nicht ganz billig“. Dennoch nahm ich meinen Schirm mit. Womöglich eine spekulative „Fake News“, nichtsdestotrotz kam ich trocken auf der Arbeit an.

Wenn also in einer WhatsApp-Gruppe davor gewarnt wird, dass verdächtige oder gar potenziell gefährliche Objekte an einem Ort liegen, dann kann auch diese Spekulation eine erfolgreiche Präventivmaßnahme sein. Stellt sie sich als falsch heraus, wird um die betroffene Stelle womöglich ein Bogen gemacht oder ein Hundebesitzer entscheidet sich dazu, seinen Hund anderweitig davor zu schützen. Hund und Besitzer kommen heile nach Hause und womöglich wurde ein Unglück verhindert.

Spekulationen, egal ob sie sich bewahrheiten oder nicht, führen zu realem Verhalten

Dieses Verhalten kann sich als Angst äußern oder dafür sorgen, dass die Polizei in einer Nacht noch einmal los muss. Das ist bedauerlich und natürlich wünschen wir das weder besorgten Hundebesitzern, noch der Polizei. Fake News oder Panikmache sind das aber lange noch nicht. Denn schließlich beruhen die Warnungen in der Regel auf besorgniserregenden Funden oder echten Gefahrenquellen – sie sind keine Falschaussagen, die mit böser Absicht verbreitet werden, sprich „Fake News“. Oder wie es der Duden definiert: „In den Medien und im Internet, besonders in sozialen Netzwerken, in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen.“

Und überhaupt: Dass in Flensburg wenig Hunde durch Giftköder zu Schaden kommen, könnte auch eine Folge der vorsichtigen und aktiven Gemeinschaft sein, die gemeinsam gegen Gefahren und Übeltäter vorgeht. Das ist allerdings nur reine Spekulation und mit der Veröffentlichung dieses Artikels schon fast eine Fake News.

Artikel: Captain Media

Quellen: https://www.duden.de/rechtschreibung/Fake_News

https://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/giftkoeder-in-flensburg-und-umgebung-hysterie-oder-realitaet-id27264342.html

Artikelbild: https://www.shutterstock.com/de/image-photo/man-walks-dog-autumn-park-sunny-517294168

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