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Suizidrate zurückgegangen / breites Hilfsangebot für Betroffene

Bildquelle: Shutterstock

Leben

Suizidrate zurückgegangen / breites Hilfsangebot für Betroffene

Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken hat heute (24.01.) im Schleswig-Holsteinischen Landtag den Bericht der Landesregierung zu Suiziden und zur Suizidprävention in Schleswig-Holstein vorgestellt. Die Ministerin betonte: „Viele dürften jemanden kennen oder haben von jemandem erfahren, der mit Gedanken an Selbstmord kämpft, den Versuch einer Selbsttötung unternommen oder diesen sogar vollendet hat. Suizid und Suizidalität – also alle Gedanken und Handlungen, den eigenen Tod anzustreben oder diesen als Ergebnis einer Handlung in Kauf zu nehmen – gehen uns alle etwas an. Der Bericht zeigt, welch hohe Bedeutung Präventionsmaßnahmen haben. Hierzu gehören die Stärkung der psychischen Gesundheit insgesamt, das Vorhalten von Hilfsangeboten und auch die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. Es ist wichtig, dass Schleswig-Holstein bereits über breite Hilfestrukturen für suizidgefährdete Menschen verfügt. Die Landesregierung setzt sich für den Erhalt und Ausbau dieser Strukturen ein.“

Die wesentlichen Ergebnisse des Berichts im Überblick:

  • Wissenschaftliche Studien zeigen, dass viele Menschen, die einen Suizid begehen, an einer psychischen Erkrankung litten. Aber auch Lebenskrisen, körperliche Erkrankungen, Abhängigkeiten, belastende Lebensereignisse und zahlreiche weitere Umstände können eine entscheidende Rolle spielen. Suizide, Suizidversuche und Suizidalität haben somit komplexe Ursachen.
  • Im Jahr 2021 betrug die altersstandardisierte Sterberate durch vorsätzliche Selbsttötung in Schleswig-Holstein 11,2 Fälle pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Selbstmordrate ist somit seit Jahren rückläufig: Seit 1998 ist sie um beinahe 33 Prozent zurückgegangen. Auch die Anzahl der bekannt gewordenen Suizidversuche nimmt ab. Allerdings ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Die Prävalenz von Suizidalität – also die Häufigkeit von Selbstmordgedanken – ist in Schleswig-Holstein seit 2011 angestiegen. Eine exakte Quantifizierung ist allerdings auch hier schwierig, weil Suizidalität bei einer Vielzahl psychischer Erkrankungen eine Rolle spielt und nicht immer erkannt wird.
  • Im Hinblick auf die Verteilung nach Geschlechtern zeigt der Bericht, dass in Schleswig-Holstein etwa 67 Prozent aller vollendeten Suizide auf Männer entfallen, während Frauen bei den Suizidversuchen überrepräsentiert sind. Internationale Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen.
  • Grundsätzlich legt der Bericht nahe, dass Suizide in jüngeren Altersgruppen häufiger versucht und in älteren Altersgruppen häufiger vollendet werden. Das Durchschnittsalter der Menschen, die sich selbst das Leben nehmen, ist seit 1998 deutlich gestiegen.

Zu den Hilfs- und Unterstützungsangeboten in Schleswig-Holstein:

  • Menschen, die von akuter Suizidgefahr betroffen sind, erhalten unmittelbar erforderliche Hilfe in allen Einrichtungen der medizinischen Regelversorgung. Hierzu gehören alle Krankenhäuser und (haus-)ärztlichen Praxen. Für die Regelversorgung von Menschen mit Suizidalität stehen neben den stationären psychiatrischen und psychotherapeutischen Einrichtungen auch die Angebote der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung bereit. In Schleswig-Holstein gab es im Jahr 2022 insgesamt 1.191 niedergelassene ärztliche oder psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Eine Arzt- und Psychotherapeutensuche bietet die Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein an unter: Arzt- und Psychotherapeutensuche der KVSH.
  • Darüber hinaus gibt es niedrigschwellige und kommunal verankerte Hilfesysteme in Einrichtungen der offenen psychischen Hilfen und der ambulanten Suchtkrankenhilfe. Diese werden vom Land über den Rahmenstrukturvertrag soziale Hilfen gefördert. Das Land hat seine jährliche Förderung zuletzt um 20 Prozent auf jährlich rund 4,1 Millionen Euro erhöht.
  • Betroffene können sich zudem an Selbsthilfegruppen wenden. Ein Präventions- und Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche in Lebenskrisen und bei Suizidgefahr macht das Projekt Lifeline des Vereins Lichtblick Flensburg e.V.: Hilfsangebot › Lichtblick Flensburg e.V. (lichtblick-flensburg.de) Auch bei diesem Projekt hat das Land seine Förderung im vergangenen Jahr deutlich erhöht, damit es sein Angebot räumlich erweitern kann.
  • Die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung (LVGFSH) stellt ein digitales Informationsangebot zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz zur Verfügung: lvgfsh.de/entstigmatisierung. Dort finden sowohl Betroffene und Führungskräfte als auch Kolleginnen und Kollegen niedrigschwellige Informationen und Hilfe bei psychischen Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz.

Weitere bundesweite Hilfs- und Beratungsangebote:

  • Bundesweit etabliert ist die „Nummer gegen Kummer“, ein Angebot des Deutschen Kinderschutzbundes für Kinder, Jugendliche und Eltern. Diese können sich dort anonym und kostenfrei beraten lassen: Kostenfreie Beratung für Eltern, Kinder und Jugendliche (nummergegenkummer.de): Kinder- und Jugendtelefon: 116 111, Elterntelefon: 0800 110550 oder über die Online-Beratung auf der Webseite.
  • Über die 116117 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung können Termine bei Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten vereinbart bzw. vermittelt werden: 116117-termine.de – 116117.de. Die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung vermittelt unter der Nummer 116117 Erstkontakte mit Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten.

Weitere Details und Informationen sind dem Suizidbericht zu entnehmen. Der Bericht ist im Internet abrufbar unter ­­­­­­­­Bericht zu Suiziden und zur Suizidprävention in Schleswig-Holstein (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Quelle: Gesundheitsministerium des Landes Schleswig-Holstein 

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