Leben
Falsche Zahlen, Spaziergänge und wachsende Zweifel
Es rumort in Deutschland. Und zwar gewaltig. Immer mehr Menschen protestieren und kommunizieren ihre Zweifel. Die Schlagzeilen werden wechselhafter und zeigen sich jetzt auch immer öfter kritisch. Während andere Länder sich auf den Ausstieg aus der Pandemie einstellen und in Omikron eine Chance sehen, setzt unsere Regierung auf Maßnahmenverschärfung und Verbote.
Von Feindbildern und dem schwarzen Peter
Wenn mich nicht alles täuscht, wechselt der „Schwarze Peter“ gerade vom Ungeimpften auf die so genannten Spaziergänger. Und wo kämen wir auch hin, wenn wir nicht immer ein Feindbild hätten, dem wir irgendwie die Schuld übertragen könnten? Die Schuldzuweisung gegenüber den Ungeimpften ist auch noch längst nicht verdampft, aber immer mehr intelligenten Mitbürgern wird diese Fehlbehauptung mittlerweile ersichtlicher. Es ist eben doch nicht die Pandemie der Ungeimpften, wie es uns so manche Politiker weismachen wollten, oder gar die „die Tyrannei der Ungeimpften“, wie es der Vorsitzende des Vorstandes des Weltärztebundes, F. U. Montgomery, von sich gab. Das Resultat: Tausende Menschen befinden sich gerade in verordneter Quarantäne. Sie hatten der 2G Regelung vertraut, waren doppelt oder dreifach geimpft und trafen sich daher unbesorgt in Cafés, Clubs, Bars und Großraumdiskotheken. Virologen wie Drosten, Streeck und Kekule warnten zwar vor der 2G-Regelung und bezeichneten sie sogar als „Tarnkappenbomber der Pandemie“, diverse Politiker wussten es jedoch besser. Dies und auch die hohe Übertragungsrate der Omikron-Variante sorgen mittlerweile dafür, dass die Gesundheitsämter die weiße Fahne schwenken. Weil die Meldungen der neuen Infektionen so rasant eintrudeln, dass Nachverfolgungen und Quarantäne nicht strukturiert möglich sind. Es wirkt fast so, als wenn der Pandemiezug dort bereits entgleist ist oder es zur Akkordarbeit wird, das Papier in den Faxgeräten aufzufüllen.
Die Spaziergänger in Deutschland
Ein wahrhaft umstrittenes Thema. Immer mehr Menschen begeben sich auf die Straßen, sie möchten Ihre Unzufriedenheit kundtun. Kritiker bemängeln, dass diese Spaziergänge nicht als Versammlung oder Demo angemeldet werden. Einige pauschalisieren und schieben alle Teilnehmer nach „rechts unten“. Manche fordern in den sozialen Medien sogar eine radikale und „spürbare“ Vorgehensweise der Polizei. Gemeint sind damit Pfefferspray, Wasserwerfer und Schlagstöcke. Ich selbst habe eine andere Sichtweise und verstehe (zumindest), dass sich kein/e Verantwortliche/r bereit erklärt. Denn das ist gar nicht so einfach. Da geht es dann schon mit dem Versicherungsschutz der Teilnehmer los, für die man dann verantwortlich ist. Es müssten Ordner gestellt werden, der/die Verantwortliche muss die öffentliche Kommunikation übernehmen, usw. Unzählige Probleme drohen also.
Warum nicht den Dialog suchen und die Chance darin sehen?
Es ist ein friedlicher Protest in Form eines Spaziergangs, warum kommen Vertreter und Politik nicht an einen Tisch? Ich würde das medial unterstützen und gegebenenfalls auch teilnehmen. Die aktuelle Spaltung braucht Brückenbauer und Gespräche, kein Pfefferspray. Ich kenne weitere Menschen, wie Herrn Dr. Dewanger (Stadtpräsident a.D.), der ebenfalls teilnehmen würde. Dieses Angebot werden wir zumindest unterbreiten. Ich würde es begrüßen, wenn wir uns nicht mehr in Lager aufteilen, sondern differenziert und freiheitlich, demokratisch miteinander verfahren. Die Zahlen der Spaziergänge und der Teilnehmer in Deutschland wachsen beständig. Es handelt sich hier nicht mehr um „nur wenige“, wie es uns oft medial vermittelt werden soll. Es sind Menschen aller Art dabei: Ungeimpfte wie Geimpfte oder Genesene. Es geht um einen Protest und Unverständnis für politische Entscheidungen.
Falsche Zahlen, wirre Aussagen und krumme Geschäfte
Wen wundert es noch, dass die Menschen den Zahlen nicht mehr glauben? Maskendeals, Intensivbettenskandale und immer wieder dramatische Panik-Schlagzeilen zu den Zahlen der Intensivbetten. Völlig falsche und hochgedrehte Zahlen von Ungeimpften in Intensivstationen. Die arg nachlassende Dauer der Impfschutzwirkung und immer mehr Impfnebenwirkungen, die bekannt werden. Von denen aber erstaunlich wenig berichtet wird. So finde ich allein in meinem Bekanntenkreis viele Menschen, die sich nicht boostern lassen wollen. Weil sie selbst starke Nebenwirkungen erlebten. Und auch nach mehr als zwei Jahren wird ein abgestürzter Bergsteiger noch als Coronatoter gewertet, wenn der PCR-Test nach dem Absturz anschlägt. Nach diesem Prinzip könnte man auch jeden Menschen – der nach der Impfung stirbt – als Impftoten werten. Das ergäbe sicher auch beängstigende Zahlen. Und dann haben wir noch einen Gesundheitsminister, der sich ständig widerspricht. Und Omikron damit vergleicht, einen Tiger im Wohnzimmer zu halten. Was wohl selbst Experten wie Siegfried und Roy dazu sagen würden/gesagt hätten? Auch sein Vergleich der Ungeimpften mit dem Schwimmbad ist äußerst fragwürdig, denn sowohl Tod durch Tiger oder Ertrinken sind bestimmt für viele Menschen beängstigend, Omikron verläuft jedoch meist sogar gänzlich ohne Symptome. Was für ein wirrer Vergleich also. Ein Arzt sollte keine Ängste schüren. Und erst recht nicht, wenn ihm das Amt des Gesundheitsministers anvertraut wurde und er solche Sachen ständig in öffentlichen Medien von sich gibt. Ich zweifle einen langen Aufenthalt im Scholz‘schen Kabinett an.
Und dann wundern wir uns, wenn die Menschen zweifeln oder auf die Straße gehen?
Es gibt viele Millionen Menschen, die mittlerweile arge Zweifel hegen. In meinem Bekanntenkreis sind es alle Berufsgruppen und hochintelligente Menschen. Davon ist keiner rechts und niemand leugnet Corona, schade nur dass ich das überhaupt erwähnen muss. Ich habe hier ein paar wenige Gründe für begründete Zweifel angerissen, ich könnte aber nahezu endlos weitere Kritikthemen nennen. Viele Mitbürger verstehen so manche Maßnahme nicht mehr. Sie hören zwar täglich von gigantischen „Kranken“-Zahlen, kennen aber keine schwer Erkrankten. Wie sieht es denn in ihrem Bekanntenkreis aus? Gar keine oder nur leichte Symptome sind meistens die Realität. In S-H sind 53 Menschen – von 2.900.000 – laut Intensivregister in Behandlung. Während andere Länder Omikron als Chance in die Endemie sehen, fahren wir einen fragwürdigen Kurs, der für viele nicht mehr nachvollziehbar ist. Auch Schweden ist bis heute nicht ausgestorben, Dänemarks Virologen berichten von einer Rückkehr in normale Zustände (wie früher) in zwei Monaten.
Viele Menschen würden es begrüßen, wenn die Politiker sich dialogbereiter zeigen und Brücken bauen, statt die aktuelle Spaltung zu fördern. Offene und transparente Kommunikation, freiheitlich und demokratisch.
Text: M. Jürgensen
Bild: Shutterstock