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Untergang einer Flensburger Marke
Beate Uhse Museum Berlin – über 500 Exponate kommen heute unter den Hammer. Als Flensburgerin bin ich fassungslos über die Entwicklung und den Untergang eines ehemaligen Unternehmens unserer Stadt.
Zum zweiten Mal hat Beate Uhse im August 2019 Insolvenz angemeldet. Die restlichen Fetzen des früheren Imperiums gingen rund 12 Monate nach der ersten Pleite ebenfalls grandios den Bach runter. Die Muttergesellschaft be you GmbH, sowie drei Tochterunternehmen hatten seinerzeit einen Insolvenzantrag gestellt, nachdem die Gehälter für die noch 70 Angestellten von Beate Uhse nicht mehr regelmäßig gezahlt worden waren.
Was für ein vorhersehbares Desaster!
EDC, eine niederländische Gruppe, hat das Internet-Geschäft erworben. Wer steckt dahinter? Nur für Insider scheint es noch möglich zu sein, das Firmengeflecht aus Muttergesellschaft und Tochterunternehmen zu entschlüsseln.
Im Januar 1996 wurde das privat geführte Museum von Beate Uhse eröffnet. Über 5000 Zeugnisse der Erotik aller Zeiten wurden im Berliner Stadtteil Charlottenburg auf einer Fläche von 1800 Quadratmetern gezeigt. Die Kostbarkeiten wurden aus aller Herren Länder zusammen getragen und waren ein einzigartiges Stück Geschichte rund um das Thema Erotik. Miniaturen, erotische Grafiken, Bildrollen, Zeichnungen und natürlich Dildos in allen Größen, Formen und Variationen. Es waren Unikate der Erotik, einmal rund um den Erdball. Aber es wurde auch an das Leben und Wirken der Unternehmungsgründerin erinnert. Persönliche und berufliche Lebensereignisse nahmen einen breiten Raum ein. Der Besucher konnte sich ein außergewöhnliches Bild von dieser außergewöhnlichen Frau machen.
2014 wurde das Museum geschlossen.
Die Räumlichkeiten konnten nicht mehr genutzt werden. Es sollte ein neuer Ort für die Ausstellungsstücke gefunden werden. Aber wie so oft blieb es bei einem Versprechen. Seitdem lagern und verstauben die Schätze, im Wert von einigen Millionen, sicherlich in irgendwelchen Kisten einer Lagerhalle.
Heute kommen über 500 Exponate unter den Hammer.
Ein unglaublicher Vorgang! Vielleicht gehören die Schätze zur Insolvenzmasse, aber letztendlich ist es egal. Ein Imperium wurde systematisch von niederländischen Geschäftemachern vernichtet. Schämt euch, ihr unfähigen Tulpendödel!
Beate Uhse ist 2001 verstorben. Sie würde bitterlich weinen, wenn sie wüsste, was aus ihrem Unternehmen geworden ist und wie nun auch noch einzigartige erotische Kunstschätze ihrer Sammlung verramscht werden. Viele Flensburger/innen, ehemalige Weggefährten und MitarbeiterInnen, werden heute besonders traurig sein. Ich bin es auch.
Text. Fräulein H.
BIldquelle: Shutterstock