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Erschreckender Erfahrungsbericht: Wie sich eine Flensburger Mutter mit Corona infizierte

Leben

Erschreckender Erfahrungsbericht: Wie sich eine Flensburger Mutter mit Corona infizierte

Per Telefonat konnte ich gerade eine Flensburger Corona-Erkrankte interviewen, die sich seitdem gemeinsam mit Ihrer Familie in Quarantäne befindet. Es ist hochinteressant, wie die Behörden und Verantwortlichen während dieses Vorgangs interagieren.
Seltsam sind dabei weniger die Krankheitssymptome. Es ist vielmehr der teilweise unfreundliche und unstrukturierte Prozess, der sich daraus ergeben hat und der auch viele Fragen offenlässt. Ich nenne im Artikel keine Namen oder Hinweise auf die Familienmitglieder, hier gilt es die Privatsphäre zu wahren und zu schützen.

Wie geht’s dir heute?

Seht gut, ich fühle mich gesund und munter.

Wie hast du gemerkt, dass etwas nicht stimmt?

Während der Gartenarbeit vor ein paar Tagen. Vormittags war ich noch topfit, dann ging es schlagartig los. Extreme Kopfschmerzen, Fieber, Gliederschmerzen. Bei mir sehr ungewöhnlich, ich war seit Jahren nicht krank.

Wie steht es um die typischen Symptome, von denen man im Internet liest?

Davon war ich nicht sonderlich betroffen, am Anfang auch kein Husten und keine Rachenschmerzen. Aber noch am gleichen Tag bekam ich besonders üble Kopfschmerzen.  Ich konnte kaum noch sehen, musste den Kopf dauerhaft kühlen und bekam mehr als 39 Grad Fieber. Ich war völlig fertig und konnte gar nichts mehr. Paracetamol habe ich zwar konsumiert, aber keine Linderung dadurch verspürt. Letztendlich hat mein Mann mir die altbewährten Wadenwickel gemacht, weil wir verzweifelt waren. Die waren hilfreich. Dann kam nach ein paar Tagen auch noch Husten, der bleib aber nur zwei Tage. Und etwas war auch ganz neu. Mein Geschmackssinn und mein Geruchssinn waren komplett neben der Spur. Beides war völlig weg.

Hast du gleich an Corona gedacht?

Da ich sonst nie krank bin und es so heftig und schlagartig kam, dachte ich schon an Corona.  Außerdem waren wir zwei Wochen vorher im Urlaub. Zwar überhaupt kein Risikogebiet, aber dass ging mir halt gleich durch den Kopf. Ich rief dann auch sofort beim Hausarzt an, weil die Symptome mir Sorgen bereiteten. Es wurde auch sofort ein Test angeordnet, für den darauffolgenden Morgen um 09:00 Uhr. Und dann wurde es schräg.  Der Abstrich mit den langen Wattestäbchen wurde auf dem Parkplatz vor der Praxis durchgeführt, ich sollte im Auto bleiben. Als ich mich zu dem Verfahren äußerte, erhielt ich von der „Dame“, die für die Abstriche aus der Praxis auf den Parkplatz kam, eine äußerst unfreundliche Antwort: „Naja, ich bin hier ja auch nicht diejenige, die in den Urlaub gefahren ist.“ So viel zur Behandlung auf dem Parkplatz, trotz Fieber und Schmerzen, im Auto sitzend.

Wow, keine einfühlsame Person. Wie ging es weiter?

Am Donnerstag rief das Gesundheitsamt an, ich war gerade verhindert. Ein Rückruf ist dort nicht möglich. Deswegen rief ich dann zunächst beim Hausarzt an, es war wieder die unfreundliche „Dame“ vom Parkplatz, die den Abstrich durchgeführt hatte. Mir wurde erklärt, dass das Testergebnis „fraglich positiv“ sei. Auf Nachfrage, was darunter zu verstehen sei, wurde es wieder unhöflich:“ Ja, der Test muss eben noch mal wiederholt werden“, was sich noch steigerte: „Ja, da nützt jetzt auch kein Gejammer und Gejaule.“ Dazu möchte ich ergänzen, dass ich weder gejammert noch gejault habe. Aber wenn bei mir eine Corona-Infizierung ermittelt wird, frage ich halt nach. Zumal ich eine Mutter bin und meine Kinder ja auch noch da sind. Und ich denke, nicht nur andere Mütter werden das nachvollziehen können.

Ich wurde später erneut vom Gesundheitsamt angerufen, das Telefonat war viel freundlicher.
Mir wurde alles erläutert und ein Arzt des Gesundheitsamtes bestätigte dann auch das „fraglich positive“ Testergebnis. Die Quarantäne wurde angeordnet.

Wie sieht die konkret aus?

Die gesamte Familie soll zwei Wochen zuhause bleiben. Das fiel insbesondere mir aber anfangs überhaupt nicht schwer, ich hatte ja auch Fieber und Schmerzen. Etwas anderes war also gar nicht möglich. Ich habe dann noch Freunde und Arbeitskollegen, zu denen ich vor dem Krankheitsausbruch noch Kontakt hatte, informiert.

Die wurden dann sicher auch alle getestet und unter Quarantäne gestellt?

Nein, erstaunlicherweise nicht alle. Auch der Hinweis, dass ich drei Tage vor dem Krankheitsausbruch noch eine Freundin lange umarmt habe, weil ich sie danach länger nicht sehen kann, wurde nicht weiterverfolgt. In diesem Fall wurde also kein Test durchgeführt. Aber bei anderen Kollegen schon, die haben das dann über ihre jeweiligen Ärzte durchgeführt.

Musstest du auch zu der eingerichteten Corona-Station?

Am zweiten Tag nach dem Ausbruch wurde ich vormittags angerufen. Zu dem Zeitpunkt wütete gerade Fieber in mir, ich war total krank und wirklich fertig. Ich wurde von einer Ärztin aufgefordert, „zur Corona-Station zu kommen, die sei in der Eckener Straße 28.“ Ich erklärte meinen Zustand und bat um eine Alternativlösung, weil ich wirklich krank war und mich kaum bewegen konnte. Nein, „das wäre nicht möglich“, wurde mir mitgeteilt. Außerdem sollten auch mein Mann und die Kinder mitkommen, aber wir dürfen nicht aussteigen.

Wieder mal ein Parkplatz, wieder ein Test im Auto?

Ja, das war wirklich fragwürdig, dass wirkte alles sehr improvisiert und verunsichernd. Man fährt auf den Parkplatz, einem großen Schild mit der Aufschrift „Corona-Station“ folgend. Dann waren da zwei Sicherheitskräfte, die sich dann ihre weißen Atemschutzmasken aufsetzten und uns durch die Absperrbänder winkten.

Klingt wie in einem schlechten Film?

Ja, der Vergleich passt. Wir wurden zu einem umfunktioniertem „Linienbus“ gelenkt, aus dem zunächst eine Art Paparazzi mit Kamera sprang. Dann folgten zwei Damen in weißen Kitteln und Atemschutzmasken.

Warte mal, ein Typ mit Kamera?

Ja, furchtbar. Ich wollte auf gar keinen Fall Fotos, darauf wies ich mehrfach hin. Die Frauen in den Kitteln sagten mir, dass sie auch nicht wüssten „was der hier mache“. Obwohl der aus dem gleichen Fahrzeug kam wie die beiden. Ich war verunsichert und später auch wütend, weil ich im Rückspiegel des Autos dann erneut sah, dass der Mann – trotz mehrfacher Hinweise – versuchte uns und das Auto zu fotografieren.

Und die beiden Frauen?

Die wirkten noch sehr jung. Auf meine Nachfrage teilte mir die eine mit, dass sie Ärztin sei.
Es wurden erneut Abstriche durchgeführt. Aber nur bei mir. Nicht bei meinem Mann und auch nicht bei meinen Kindern. Auch nicht auf Nachfrage.

Klingt ungewöhnlich Ab wann gilt denn die Quarantäne?

Seit dem Tag der ersten Symptome. Also seit dem Ausbruch nach der Gartenarbeit.

Das ist verwirrend, du bist doch schon drei Tage vorher infektiös?

Dieser Zeitraum wirkt insgesamt seltsam. Was ist, wenn mein Mann oder die Kinder sich erst ein paar Tage später anstecken? Dann reichen doch die zwei Wochen gar nicht.

Wurden dein Mann und die Kinder mittlerweile mal getestet?

Nein, bis heute nicht. Nächste Woche endet auch die Quarantäne.

Gab es Freunde oder Kollegen mit einem positiven Testergebnis?

Nein. Auch nicht die Freundin, die mit im Urlaub war.

Denkst du, die Ansteckung erfolgte im Urlaub?

Das kann ich nicht sagen. Aber wir haben von Anbeginn besonderen Wert auf Hygiene gelegt. Wir hatten ständig Desinfektionsmittel im Einsatz und haben uns in jedem Gebäude immer gleich die Hände gewaschen. Wer der/die Überträgerin war, weiß ich bis heute nicht. Aber da der Urlaub einige Wochen vor dem Ausbruch war, zweifle ich das eher an.

Wie verlief die heiße Phase der Krankheit?

Das war der Zeitraum, den wir hier auch beschrieben haben. Das Fieber dauerte fünf Tage. Diese Tage waren schlimm, insbesondere die wirklich heftigen und ungewöhnlichen Kopfschmerzen am Anfang.

Danke für die Informationen!

Text. Mark Jürgensen
Bild: Shutterstock

 

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