Leben
Flexibles Arbeiten auch nach Ende der Homeoffice-Pflicht?
Viele Menschen haben sich seit Beginn der Pandemie an das Homeoffice gewöhnt. Mobiles Arbeiten wurde plötzlich zur Norm. Gesetzlich ist damit nun Schluss, Firmen müssen kein Homeoffice mehr ermöglichen – trotzdem scheint das Arbeitsmodell nicht zu verschwinden.
Was hat die Pandemie verändert?
„Zu Beginn des ersten Lockdowns im März und April 2020 wurden plötzlich Millionen von Beschäftigten angewiesen mobil von zu Hause zu arbeiten. Repräsentative Daten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen, dass durch die Krise die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland im Homeoffice von 12 Prozent auf 33 Prozent gestiegen ist.“, schreibt Professor Dr. Florian Kunze, der gerade eine Studie zum Homeoffice an der Universität Konstanz durchführt. Generell bestehe laut dem IFO Institut sogar ein Potenzial von fast 56 Prozent der Jobs in Deutschland, die im Homeoffice ausgeführt werden könnten. Auch die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hat im Februar ermittelt, dass zu Jahresanfang etwa jede und jeder Vierte ganz oder überwiegend von zu Hause arbeiteten. Im April war es sogar jeder Zweite, so hat es das Bonner Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in einer repräsentativen Befragung für das Bundesarbeitsministerium ermittelt.
Wie sieht die Zukunft aus?
Für die Konstanzer Homeoffice-Studie werden 700 Erwerbstätige befragt, die aktuell im Homeoffice arbeiten und repräsentativ für die deutsche Erwerbsbevölkerung sind. Basierend auf den ersten Studienergebnissen stellt Kunze die These auf, „dass die coranabedingten Veränderungen der Arbeitswelt sehr nachhaltig sein werden. Was wir in der Studie sehen, ist, dass eine große Mehrheit der Befragten sehr zufrieden mit der neuen Arbeitssituation ist und ein hohes Engagement und Produktivität berichtet.“ Zusätzlich würde insbesondere auch die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben, als besonders positiv während der Homeoffice Tätigkeit eingeschätzt.
Die Tagesschau befragte zu der Zukunft des Arbeitsplatzes 10 DAX-Unternehmen. „Es gibt kein Zurück in die alte Welt. Die Zukunft unserer Arbeit ist hybrid. Wir wollen die Vorzüge des Büros und die des mobilen Arbeitens bestmöglich miteinander verbinden.“, antwortete z.B. die Deutsche Telekom. Auch der Waschmittelkonzern Henkel plädiert für ein „flexibles Arbeitsmodell, das auf einer Balance von mobilem Arbeiten und Präsenz am Arbeitsplatz beruht“.
Hybride Arbeitsformen als Zukunft
Die Arbeit ausschließlich im Homeoffice zu bewältigen, scheint nicht die Lösung zu sein, denn es können auch negative Effekte entstehen. Möglich seien soziale Isolierung oder emotionale Erschöpfung, wenn man es nicht schaffe, seinen Arbeitsalltag ordentlich zu strukturieren, so Kunze. Auch die zunehmende Verschmelzung des Privatlebens mit dem Arbeitsalltag kann zum Problem werden. Die Lösung: Hybride Arbeitsformen.
Kunze fasst die ersten Ergebnisse der Studie wie folgt zusammen:
„Während zu dem Befragungszeitpunkt im Mai 2020, direkt nach dem ersten Lockdown, die höchste Zustimmung bei der persönlichen Präferenz noch bei drei Tagen Homeoffice pro Woche war, ist diese im Oktober 2020 auf zwei Tage zurück gegangen. Auch wollen deutlich weniger Befragte (-5 Prozent) komplett im Homeoffice arbeiten. Diese Daten machen deutlich, dass viele Arbeitnehmende sich eine hybride Form des Arbeitens mit einer Kombination von Präsenzarbeit und mobilen Arbeiten wünschen. In anderen Fragen der Studie sehen wir, dass die Studienteilnehmenden sowohl die Vorzüge der Präsenzarbeit für den sozialen Austausch und das kreative Zusammenarbeiten mit Kollegen und Kolleginnen schätzen als auch die Vorteile des mobilen Arbeitens, wie mehr Ruhe und fokussiertes Arbeiten sowie den Wegfall des Pendelweges wahrnehmen.“
Auch bei der Befragung der Tagesschau sprechen sich die meisten der befragten DAX-Unternehmen für ein Hybridmodell mit Zwei Tagen Arbeit von zu Hause aus.
Quellen:
https://www.zukunftderarbeit.de/2021/04/22/worauf-sich-arbeitgeber-langfristig-einstellen-sollten/
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/homeoffice-ende-101.html