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Stadtwerke Flensburg – Goldrausch am Westufer

Leben

Stadtwerke Flensburg – Goldrausch am Westufer

Haben Sie schon die vollmundigen Schlagzeilen gelesen? Die Stadtwerke investieren dreistellige Millionenbeträge in die Zukunft der Region. Klingt zunächst sehr positiv. Aber ist es das auch wirklich, wenn man sich den Vorgang genauer ansieht? Wir schauen mal genauer hin. Denn hinter der Schlagzeile steckt die Wahrheit, dass wir, die Bürger – also Sie und ich – das finanzieren.

Sofern Sie nicht zu Flensburgs Topverdienern gehören, werden Sie es immer deutlicher spüren. Aufgrund der Inflation steigen die Preise. Und zwar die Preise, die für uns besonders wichtig sind. Lebensmittel, Baumaterialien, Kraftstoffe und auch die Preise für Strom und Wärme. Das spüren auch die Handwerker und der Einzelhandel, was weitere Preissteigerungen mit sich bringt. Der Großhandel verzeichnet ebenfalls deutliche Mehrkosten für den Lagerbetrieb und die Frachtkosten. Und auch die Immobilienbranche trifft es richtig hart. Hier kommt es neben den steigenden Kosten zusätzlich zu den Zinserhöhungen. Dieser Kreis der Betroffenen lässt sich noch weiter ausdehnen, weil nahezu alles in Verbindung steht. Trifft es die Immobilien, erwischt es auch die Unternehmen, die für die Finanzierung zuständig sind. Hier kommt es mittlerweile bereits vermehrt zur Kurzarbeit. Langfristig erweitert sich dieser Kreis nun auch auf alle Dienstleister, die ebenfalls betroffen sind, wenn Ihre Kunden Aufträge kürzen oder gar komplett einstellen müssen. Und irgendwann sind wir dann natürlich selbst, unsere Freunde und unsere Familienmitglieder betroffen. In der Wirtschaft gilt eine einfache Faustregel: Steigende Preise = sinkender Konsum = steigende Arbeitslosigkeit.

Wir alle sind auf bezahlbare Energie angewiesen, sie ist das Fundament unserer Wirtschaft.

Manch einer dürfte sich die Augen reiben. Nachdem die Stadtwerke zwischen 2016 – 2020 durchschnittlich 13,1 Mio. Gewinn pro Jahr erzielten, liegt schon der Gewinn nur eines Dreivierteljahres in 2022 bereits bei 45.500.000 Euro. Wer das schon für eine unglaubliche Gewinnsteigerung hält, fällt bei den erwarteten Gewinnen für das Jahr 2023 möglicherweise vom Hocker:

Flensburger Stadtwerke: 130.000.000 Euro Gewinnerwartung im Jahr 2023

Das ist das Zehnfache des vorherigen Durchschnittsgewinnes. Während Vertreter der SPD und Grünen bei Shell und Co Übergewinne lautstark kritisieren, schweigen sie aber bei den Stadtwerken. Und machen wir uns nichts vor: Diese deftigen Gewinne zur Finanzierung der Investitionen zahlen wir. Denn trotz dieser unglaublichen Übergewinne werden die Preise für uns gerade deutlich erhöht. Der Endverbraucherpreis der Fernwärme ist auf 166 Euro gestiegen und für ein Jahr lang zu zahlen, auch wenn der Preis mit unseren Steuermitteln teilweise auf 95 Euro gedeckelt wird.
Der Kohlepreis aber sinkt stark und kontinuierlich, ebenso wie der Gaspreis. Die Stadtwerke können also ihre Energieträger wieder zu deutlich günstigeren Preisen einkaufen, während Flensburgs Bürger weiterhin Höchstpreise zahlen. Ich erinnere an dieser Stelle an meinen vorhergehenden Artikel, in dem es auch um die Preisgleitklausel ging.

Noch nicht mal Peanuts? Der Härtefallfonds.

Weniger als 0,5 % der erwarteten Gewinnsumme werden großzügig als Spende an sozialbedürftige Antragsteller verkündet. Wer ist damit gemeint? Die Flensburger/innen, die sich Strom und Wärme finanziell einfach nicht mehr erlauben können. Das muss man sich tatsächlich auf der Zunge zergehen lassen. Denn ich würde meine rechte Niere darauf verwetten, dass die Erfolgsprovisionen im Topmanagement der Stadtwerke höher ausfallen. Schlimmer noch, es klingt wie eine miserable Verkaufsstrategie, denn letztlich landet auch dieses Geld wieder im Topf der Stadtwerke.

Ich möchte nochmal daran erinnern, dass die Stadtwerke – vereinfacht gesagt – Bürgerstadtwerke sind. Sie gehören uns. Die Stadt Flensburg ist 100%-Eigentümerin der Stadtwerke.

Wir hatten ja schon im letzten Artikel darauf hingewiesen, dass es für viele von uns finanziell schmerzhaft wird. Und nun zeichnet sich so langsam ab, wie schmerzhaft es wird. Bis auf eine Handvoll Ausnahmen, die gerade richtig profitieren.

Text: M. Jürgensen
Bildquelle: Shutterstock

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