Verbieten wir jetzt auch Alkohol?

Gelegentlich empfinde ich Menschen als verwirrend, konkreter ihr Verhalten. Wie auch aktuell während der Corona Krise. Ich stelle mir gerade eine Frage:

Warum verhalten wir – die Menschen – uns auf einmal so anders?

Oder verhalten wir uns möglicherweise gar nicht anders und ich deute Zusammenhänge nur falsch? Viele Deutsche zeigen Mitgefühl und Sorgen um ihre Mitmenschen. Insbesondere um die Risikopatienten. Ich finde das gut. Warum sind wir da bei diesem Thema aber so besonders besorgt? Vielleicht können Sie mir helfen und eine Antwort liefern. Ich würde dazulernen und wäre ihnen wirklich dankbar.

Uns bedroht ein Virus. Aus medizinischer, wie auch aus medialer Sicht.

Und wir wollen unsere Mitmenschen schützen. Das finde ich großartig. Lange waren wir uns nicht so einig, wenn es um das Wohl unserer Mitmenschen ging. Zumindest empfinde ich das so. Und deswegen werden bereits unglaubliche Maßnahmen umgesetzt. Nahezu die gesamte Wirtschaft wurde stillgelegt, Schulen und Kitas geschlossen, es gibt Kontaktverbote und neue Gesetze, die andere Gesetze über den Haufen werfen.

Warum sorgen wir uns momentan so sehr mehr um diese Opfer, als um andere?

Die aktuelle Zahl der Corona-Toten in Deutschland liegt bei ungefähr 6600 Menschen. Ja, ich weiß… es hätten weitaus mehr sein können. Italien und die USA sind ein tragisches Beispiel dafür.  Ich bin sehr dankbar, zu dieser Zeit in Deutschland zu leben. Wir haben scheinbar ein sehr gutes Gesundheitssystem. Und wir haben auch Geld. Deutschland geht es wirklich gut. Laut Internet haben die Deutschen 6,2 Billionen (!) auf den Konten. Der Durchschnittsdeutsche besitzt 214.500 Euro, sagt die Bundesbank. Bevor Sie jetzt im Frust versinken, mir geht’s bei diesen Zahlen auch nicht besser als Ihnen. Aber es geht hier nicht um unsere beiden Armuts-Einzelfälle. Ich möchte nur zum Ausdruck bringen, dass es Deutschland unter anderem wegen des Geldes besser geht, als anderen Ländern während der Krise. Zurück zum Thema:

Es wird während Corona sehr schnell vieles verboten, um unsere Mitmenschen zu schützen.

Jetzt komme ich zu meinem Vergleich:

Laut WHO sterben pro Jahr 3.000.000 Menschen weltweit an den Folgen ihres Alkoholkonsums. Für Deutschland werden 74.000 Tote pro Jahr genannt. Wahnsinnig viele Tote, wie ich finde.

Warum gehen wir nicht stärker gegen diese Zahl vor?

Wenn wir wegen der drohenden Corona-Opfer sofort zu so drastischen Maßnahmen greifen, warum machen wir das bei anderen Themen nicht auch so oder zumindest ähnlich? So viele Verbote wegen des Virus, aber kein einziges Verbot hinsichtlich des Alkohols?

Oder anders gefragt:  Warum verbieten wir nicht einfach Alkohol?

Nicht das ich den Deutschen ihre Getränke nicht gönnen würde, darum geht es mir nicht. Aber wenn wir Deutschland jedes Jahr mehr Tote durch Alkohol, als aktuell Corona-Tote in den USA verzeichnen… Warum wird es dann nicht verboten? (Wären das nicht logisch betrachtet ausreichende Gründe für ein Alkoholverbot?) Denn tatsächlich sind das mehr Tote als durch Aids, Gewalt und Verkehrsunfälle zusammen. Als ich diese Zahlen las, wäre mir fast mein Bier aus der Hand gefallen. Denn die nachgelagerten Probleme sind ebenfalls erheblich: „Gewalt, Verletzungen, psychische Probleme und Krankheiten wie Krebs und Schlaganfall“, erklärte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus. (Nicht das ich es will, aber wären das nicht gute Gründe für ein Alkoholverbot?)

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/98062/Drei-Millionen-Todesfaelle-jaehrlich-durch-Alkohol

Außerdem bringt die WHO rund 200 Krankheiten mit Alkoholkonsum in Verbindung, darunter Leberzirrhose und einige Krebsarten. Wir werden anfälliger für Krankheiten wie Tuberkulose, HIV und Lungenentzündungen. (Ein gutes Argument für ein Alkoholverbot?)

Moment mal… Lungenentzündungen?

Wäre das zu Corona-Zeiten nicht fatal? Müsste das nicht eigentlich verboten werden? Denn sogar Tennis ist wegen Corona verboten. Da sieht man sich kaum, soweit ist man voneinander entfernt. Aber ein Zeug, das uns während Corona anfälliger für Lungenentzündungen macht und das man rein logisch betrachtet so gar nicht braucht, wird nicht verboten? Also noch mal in aller Deutlichkeit: Ich will ihnen ihren Prosecco nicht wegnehmen und ich bin auch nicht für ein solches Gesetz. Ich äußere mich auch nicht gegen die Corona-Maßnahmen.

Aber warum unterscheiden wir bei diesen Themen so massiv?

Wenn es um die mögliche Pandemie geht, die alle befürchtet haben, sprechen doch die Zahlen (auch nach über einem halben Jahr) viel eher gegen ein Alkoholverbot. Das Argument der Freiwilligkeit erschließt sich mir auch nicht, denn wir reden ja von AlkoholKRANKEN. Von Freiwilligkeit also keine Spur.

Was also ist der Grund für diese stark abweichende Betrachtung?

Warum wollen wir hier gar keine Einschränkung, aber bei Corona nehmen wir nahezu jede Einschränkung in Kauf? Wir nehmen sogar eine gewaltige Finanzkrise und die Insolvenz unzähliger Betriebe in Kauf?

Ich danke Ihnen für ehrliche und ernst gemeinte Antworten.

Ein Kommentar und ein paar Fragen von:

Mark Jürgensen
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