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Virtual-Realitätsferne: Der Netflix-Betrug

Leben

Virtual-Realitätsferne: Der Netflix-Betrug

In modernen Beziehungen hat man es nun wirklich nicht leicht. Die Untreue lauert an jeder Ecke, „Tindern“ ist ein Volkssport geworden und wer dort nicht gefunden werden will, er geht halt zu Bumble. Je mehr man über die moderne Beziehung in den Medien liest, desto grauer wird der (Beziehungs)alltag. Zeit Online schlägt vor, dass es an Betrug grenzt, wenn man in Abwesenheit des Partners oder der Partnerin eine Serie weiteschaut. Aber steht es um die Beziehung im 21. Jahrhundert wirklich so schlecht bestellt?

Geschichten über echte Liebe gab es nur ohnehin nur früher

„Meine Großeltern waren 60 Jahre lang verheiratet. Sie haben sich mit 14 kennengelernt und dann sind sie zusammengeblieben. Zusammen durch dick und dünn. Opa war dick, Oma war dünn. Und trotzdem hielten sie zusammen.“ – Heute dagegen: On/Off-Beziehungen, Freundschaft Plus aber „Lol, dann hat der Loser sich doch verliebt.“ Generation Freiheit oder Generation Einsamkeit? Scheinbar unter 40 inzwischen komplett beziehungsunfähig.

Schatz, deine Gefühle sitzen mir im Bild

Zeit Online stellt sich das wie folgt vor und fragt: „Darf man eine Serie allein weitergucken, die man als Paar angefangen hat – oder ist das Verrat?“ Konkret schildert die Autorin folgende Situation. Ihr fangt an, euch mit eurem Partner eine x-beliebige Serie auf Netflix anzuschauen. Alles läuft perfekt, ihr „binged“ und „chilled“ und „snackt“ ein paar „Chips“ auf der „Couch“ bis es passiert: Einer von euch beiden muss auf eine Party; schließlich müssen wir uns ein für alle mal eingestehen: Entweder schauen wir Netflix oder wir gehen auf Partys.

Der oder die Daheimgebliebene ist in dieser Beziehungsfantasie entweder krank oder eben nicht auf besagte Party eingeladen. Dass zwei Menschen in einer Beziehung zwei unabhängig voneinander agierende Wesen sind, ist hier keine Option mehr. Noch schlimmer: sobald die daheimgebliebene Person die Serie weiter schaut, tritt er ein: Der Netflix-Betrug. Ein Ereignis, für dass er oder sie sich anschließend vor dem Partner rechtfertigen muss.

Das sind wir also: Wir gehen einander fremd und um sich nicht ganz zu verlieren, gehen wir offene Beziehungen ein

Scheinbar ist das unsere Realität, wie wir in Twitter-Verläufen, Artikeln und sonst wo im Internet lernen. Aber wehe, der oder die Partnerin schaut alleine „GoT“, „Dark“ oder „Chernobyl“ weiter. Dann ist das Betrug und benötigt Rechtfertigung. Ich weiß nicht, wie es euch geht, liebe Gleichaltrigen. Aber mich macht das traurig. Nicht, weil ich mich selbst im Zeit Online-Artikel wiedererkenne und auch nicht, weil ich diese Entwicklungen in meinem Freundeskreis beobachten kann.

Zum Glück ist das alles Kappes

Ganz im Gegenteil: Ich kenne viele Menschen in Beziehungen. Männer und Frauen, Männer und Männer, Frauen und Frauen. Und viele von diesen Menschen haben echte Probleme, bei derer Bewältigung sie aneinander festhalten und sich festhalten. Sie sind weder „synchron süchtig“, noch nimmt Netflix in ihrem Beziehungsmodell einen derart hohen Stellenwert ein. Natürlich spitzen Zeitungen reale Sachverhalte zu und schaffen es so, Leser zum Nachdenken zu bringen. Doch müssen sie dafür erst einmal selbst nachdenken und überlegen, worüber die Leser denn überhaupt nachdenken sollen und wer das ist, der hier nachdenken soll. Mit Gewissheit kann ich sagen: Wir sind es nicht – denn um uns über derartige Belanglosigkeiten zu streiten..

…dafür haben wir genug richtige Probleme

Und manchmal bleiben wir einfach zu Hause und wünschen unserem Partner oder unserer Partnerin einen schönen Abend. Denn so, das wussten schon unsere Großeltern, sind Beziehungen nun mal.

Text: Captain Media

Titelbild: https://www.shutterstock.com/de/image-photo/wroclaw-poland-aug-18-2018-netflix-1179386923
Quelle: https://www.zeit.de/2020/07/binge-watching-netflix-partner

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