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Die Irrsinzidenz  

Leben

Die Irrsinzidenz  

Die Pandemie überfährt uns nun seit über einem Jahr. Die Strategien der Bundesregierung, der Länder und auch der Kommunen zur Bekämpfung des Infektionsgeschehens sind an den Inzidenzwert geknüpft, dieser ist immer noch das Maß der Dinge – Aber:  Ist das noch zeitgemäß?

De Anzahl der Testzentren wächst rasant. Mehr Tests = steigende Inzidenz?

Alle Entscheidungen stützen sich auf die 7-Tages-Inzidenz, die auf positiven PCR-Tests beruht.
Und dazu wählen wir eine hochsensible Methode aus, die Polymerase-Kettenreaktion (PCR).
„Die Methode ist so empfindlich, dass sie ein einzelnes Erbmolekül dieses Virus nachweisen kann.“
(Zitat Drosten, damals noch bei Mers) Weiter sagte Drosten damals: „Wenn ein solcher Erreger zum Beispiel bei einer Krankenschwester mal eben einen Tag lang über die Nasenschleimhaut huscht, ohne dass sie erkrankt oder sonst irgendetwas davon bemerkt, dann ist sie plötzlich ein Mers-Fall. Wo zuvor Todkranke gemeldet wurden, sind nun plötzlich milde Fälle und Menschen, die eigentlich kerngesund sind, in der Meldestatistik enthalten.“ Aber genau das findet gerade auch bei den Corona-Tests statt. Steigt dann nicht auch automatisch der Inzidenzwert?

Ist der Inzidenzwert dann als Bewertungskriterium überhaupt noch akzeptabel?

Als Grundlage für schwerwiegende Maßnahmen, wie Schul- und Betriebsschließungen? Jetzt sogar wieder Ausgangssperren? Immer mehr Menschen fragen sich mittlerweile, ob man den Wert der Inzidenz nicht zukünftig im Zusammenhang mit wirklich erkrankten Menschen und der Belastung des Gesundheitssystems betrachten sollte. Hier gilt es, den Blickwinkel zu weiten und Bezugsgrößen zu schaffen, die Sinn ergeben.

Risiko-Gruppen schützen – Risiko minimieren!

Die Menschen, die das höchste Risiko tragen, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden oder gar daran zu Sterben, sind zum größten Teil über 69 Jahre alt. Die meisten Toten sind im Segment der 80-89-jährigen Personen angesiedelt (46,7%). Bei den vielen Selbst- und Schnelltests, die jetzt verfügbar sind, wäre es dann doch ein leichtes, einen Test vor dem Eintritt in eine Wohnanlage für Senioren als verpflichtend einzustufen. Sollte man zumindest meinen. Und diese Risikogruppe wird zurzeit vorrangig geimpft. Interessant wäre es auch zu wissen, wo wir wohl schon wären, wenn Berlin und Brüssel es nicht versäumt hätten, eine angemessene Menge an Impfdosen rechtzeitig zu beschaffen.

Irrsinn der Gesundheitsämter

Die Bundesregierung ist aktuell nicht fähig, die Gesundheitsämter, an denen ja alles hinsichtlich des Inzidenzwertes hängt, in die Lage zu versetzen, ihrer Arbeit nachzugehen. Eine Umfrage der „Welt am Sonntag“ ergab, dass nur 84 der 375 Ämter in Deutschland bisher die neue Software benutzen, um die Kontaktverfolgung zu erleichtern. Zurzeit tragen die Ämter den Namen von Infizierten und deren Kontakten auf 16 Papierformularen ein. Wie effektiv kann eine Nachverfolgung stattfinden, wenn handschriftlich ausgefüllte Daten erfasst werden und auch das Faxgerät noch ein gängiges Medium ist? Auch in Flensburg werden teilweise weiterhin Handzettel für die Datenerfassung genutzt, jetzt z.B. wieder im Falle des Click & Meet-Verfahrens.

Was wird aus den Leidtragenden?

Genau diese Frage stellt sich den Bürgern immer öfter. Die Kinder, die vielleicht bei jeder Meldung eines sinkenden Inzidenzwertes ein wenig Hoffnung bekommen, bald wieder regelmäßig in den Unterricht zu dürfen und ihre Freunde zu treffen. Genau diese Kinder werden mit den Spätfolgen dieser Lockdown-Politik zu kämpfen haben. Psychische Laster und beeinträchtige Sozialisation könnten, wenn es so weiter geht, eine ganze Generation beeinflussen. Kürzlich las ich, dass bereits jedes dritte Kind psychische Auffälligkeiten zeigt. Von der Wirtschaft ganz zu schweigen, das Drama der Soforthilfen-Auszahlung sollte jede/r mittlerweile erkannt haben. Und wenn Angela Merkel dann in einem Nebensatz verlauten lässt, dass man Schulen, Theater und Sportvereine wieder öffnen werde und „eines Tages die Hotels […]“, dann möchte man sicherlich kein Hotel besitzen.

Inzidenz-Jagd geht weiter

Angestrebt ist ein Inzidenzwert von 35, oder 50, oder 100? Aber für was nochmal genau? Den Durchblick darf man in dieser Hinsicht nicht verlieren. Und erst recht nicht die Hoffnung bei der aktuellen Verfahrensweise. Die Hoffnung, dass man einen vernünftigen Konsens findet und die Strategien zur Bekämpfung der Pandemie endlich anpasst und verbessert.

Aber so lange wird man sich jeden Tag den aktuellen Inzidenzwert ansehen. Und montags dann immer die aktuelle 7-Tages-Inzidenz.

Text. L. Maunus

Quellen:

https://www.bundestag.de/resource/blob/814072/87c6bad448d70b632cf121af59c145ea/WD-9-086-20-pdf-data.pdf

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html;jsessionid=DB3846201B87B7B0DD2D3D577A2F3007.internet111?nn=13490888#doc13776792bodyText6

https://www.focus.de/politik/deutschland/schwarzer-kanal/die-focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-endphase-der-kanzlerschaft-merkel-jeder-tag-mehr-ist-ein-tag-zu-viel_id_13051483.html

https://de.statista.com/infografik/23756/gesamtzahl-der-todesfaelle-im-zusammenhang-mit-dem-coronavirus-in-deutschland-nach-alter/

https://www.wiwo.de/technologie/forschung/virologe-drosten-im-gespraech-2014-die-who-kann-nur-empfehlungen-aussprechen/9903228-2.html

 

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